Marie Bruske-Schmachtenberg
Scherenschnittkunst
Der Duft von Papier, seine vielfältige Beschaffenheit, grob, fein, gewebeartig, schwarz, weiß, durchscheinend, dicht, glänzend, matt, hat von je her einen Zauber auf mich ausgeübt.
Hinzu kommt das geschriebene Wort. Gereimtes, Ungereimtes, Wahrhaftiges, Lyrisches.
Zuletzt das Schreibmaterial, Tusche, dicke, feine Stifte, Kohle, Pipette, Bleistift, Pinsel, Kuli, Feder … zuletzt meine kleine Schere und das Cuttermesser – eine spannende Wahlverwandtschaft.
Und dann der Prozess – durch Wegnehmen, präzise, unpräzise, verwaschen, verlaufen – ein neues Gewebe entstehen zu lassen. Fragiles, Filigranes, Verletzliches.
Die Motive finde ich überall. Verwittertes, Zerfleddertes, das Schattenspiel eines Grashalmes in der Mittagssonne (an Ort und Stelle saust der Stift über das Papier, versucht, die Bewegung einzufangen) uralte Steine, ehrwürdige Gemäuer, Blütenkelche, Blätter, Baumrinden, Moose, Farne. Alles so lebendig.
Und zuweilen drängt es die Schneiderin (mein erster Beruf) in den Vordergrund. Dann entstehen Ballkleider, luftige Hemdchen, die alte Kittelschürze meiner Mutter. Alles fügt sich zusammen.
Nicht zu vergessen, die Sammlerin in mir, die Achtung vor dem Alltäglichen, Dinge, die einfach weggeworfen werden … eine Gemüsetüte, Butterbrotpapier, Einpackpapier, das feine seidige Etwas in Schuhkartons, Silbernes, in das Süßes eingewickelt war, aus allem lässt sich etwas machen.
Beim Schneiden vergesse ich Zeit und Raum, bin eins mit dem Werk, den Texten, den Materialien. So ist das.
Marie Bruske-Schmachtenberg
Im Thurner Feld 9
51069 Köln
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